Ukrainische Flüchtlinge wollen etwas zurückgeben
Deutsch-Ukrainisches Pfarr- und Gemeindefest: Völkerverständigung und Vielfalt
Bei heißen Temperaturen von weit über 30 Grad haben die Stegauracher Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit ukrainischen Flüchtlingen und Menschen aus aller Herren Länder am Sonntag, 09.07.2023, ein ausgelassenes Deutsch-Ukrainisches Pfarr- und Gemeindefest gefeiert. Bei schönstem Sonnenschein haben die Gäste Essen und Vorführungen aus Deutschland und der Ukraine genossen und ein Fest der Vielfalt zelebriert.
„Heute fühle ich mich wie zuhause“, freut sich Olena, eine Ukrainerin, die vor dem russischen Angriffskrieg nach Stegaurach geflüchtet ist, als eine der vielen Gesangsgruppen ein Lied über Kiew singt. Ursprünglich stammt die junge Frau direkt aus der ukrainischen Hauptstadt und sie genießt sichtlich die heimischen Melodien und die freundschaftliche Gemeinschaft zwischen den deutschen und ukrainischen Gästen. „Es ist so schön heute – ein bisschen weinen“, so erlebt Olena das Deutsch-Ukrainische Pfarr- und Gemeindefest in Stegaurach und bringt die Stimmung der Veranstaltung mit ihren neu erworbenen Deutschkenntnissen bestens auf den Punkt.
Für alle Flüchtlinge, aber auch für alle Ukrainer und Ukrainerinnen, die in ihrem vom Krieg bedrohten Land geblieben sind, betete die Festgemeinschaft beim Gottesdienst im Freien, der zum Teil zusätzlich in ukrainischer Sprache gehalten wurde. Auch die Musik vom Mühlendorfer Musikverein und der russisch-ukrainischen Familie Haas überwand kulturelle Unterschiede. Aus der Idee heraus, die ukrainischen Neubürger und die alteingesessenen Einwohner noch besser zu vernetzen und Kontakte zu vertiefen, war das Pfarr- und Gemeindefest in den Farben Blau und Gelb von Bürgermeister Thilo Wagner initiiert worden. Die Pfarrei mit Pfarrer Walter Ries und dem Pfarrgemeinderat hat dann ihr traditionelles Pfarrfest in dieser Veranstaltung aufgehen lassen. Ehrenamtliche aus Pfarrei, Gemeinde und Vereinen halfen dankenswerterweise an allen Stellen fleißig mit.
„Die ukrainischen Menschen bei uns hier wollen nicht nur nehmen, sie wollen auch etwas zurückgeben“, war der Tenor im Gottesdienst, die Erfahrung von Bürgermeister Wagner im Austausch mit den Stegauracher Neubürgern und auch der Eindruck von Staatsministerin Melanie Huml, die dem Fest einen Besuch abstattete, gleichermaßen. „Darum ist dieses Fest wichtig“, meinte Huml und sah somit auch die Politik Bayerns auf dem richtigen Weg. Der Freistaat werde die Ukraine auch weiter mit Hilfsmitteln unterstützen. Das Budget sei gerade erst aufgestockt worden.
Das Programm des völkerverbindenden Festes zeigte deutlich, wie gerne und intensiv sich die in der Mehrzahl ukrainischen Frauen einbringen wollten. Sie hatten aufwändig typische Landesspeisen, wie z.B. Draniki, Wareniki, Syrniki und Borschtsch, gekocht. Nach nur kurzer Zeit waren hunderte Portionen ukrainisches Essen unter den Gästen verteilt, parallel zum fränkischen Schweinebraten mit Klößen und Kraut. Anschließend tauschten einige der engagierten Damen die Suppenkelle gegen das Mikrofon ein und erfreuten das Publikum mit Gesangseinlagen. Verstärkung erhielten sie vom Kinderchor „Parasoljka“ unter der Leitung von Irina Mishchenko, dem kosakischen Jungen Arsenii Biellavski mit seiner Bandura, dem ukrainischen Mädchen Vira Parkhomenko mit ihrem Cello, Lydia Zeck aus Litzendorf und der Familie Andriiashyk, die für ihre Musik bereits vom Kultusministerium der Ukraine ausgezeichnet wurde. Fränkische Akzente setzen die Kreuzschuher Kerwamusikanten mit den Freunden der fränkischen Tanzmusik. Für die Kinder war ein vielfältiges Programm geboten: Großen Spaß hatten sie in der Hüpfburg, bei Spielen unter Leitung der Ministranten, Rundfahrten mit dem Feuerwehrauto, Kinderyoga oder Vorlesestunden der Bücherei.
Das Feedback der Gäste, der Organisatoren und der Beteiligten war einhellig: „Toll, was Stegaurach auf die Beine stellen kann! Schön, wie Menschen in Not in Stegaurach aufgenommen werden!“ Auch in Zukunft wollen sich alle weiterhin für die Ukraine einsetzen: Die gesamten Einnahmen vom Deutsch-Ukrainischen Pfarr- und Gemeindefest werden an Alexander Haas gehen, einem Autohaus-Inhaber, der mit Spendengeldern gebrauchte Krankenwägen ankauft und voll funktionstüchtig in die Ukraine – zum Teil direkt an die Front – bringt.